Ulm auf Schotter: Herbsttour mit Lehrmoment und Leichtigkeit
Manchmal sind es gar nicht die langen Etappen oder spektakulären Gipfel, die hängen bleiben, sondern die kleinen Touren mit Unerwartetem zwischendrin. Heute, am 19. Oktober, war so ein Tag. Kühle acht Grad, fahles Sonnenlicht und das satte Rascheln der Blätter – der perfekte Rahmen für eine herbstliche Gravelausfahrt rund um Ulm.
Los ging’s wie so oft an der Iller, die still und klar dahinzieht. Das Wasser war glatt wie Glas, und auf den ersten Kilometern ließ sich der Sonntag fast meditativ anrollen. 65,6 Kilometer sollten es am Ende werden, 350 Höhenmeter, gut zweieinhalb Stunden reine Fahrzeit. Der Anteil an Schotter und Wald lag bei rund 45 Prozent – genau richtig, um den Kopf frei zu fahren, ohne in die Ganzkörper-Schlammpackung zu geraten.
Hinter Vöhringen nahm ich den Radweg Richtung Senden – dort läuft der Asphalt wie ein Band, auf dem man einfach mal Gas geben kann. Die Luft war klar, die Beine frisch, und da kaum jemand unterwegs war, hatte die Strecke etwas von einer privaten Teststrecke. In Wullenstetten und Wizighausen wehte schon der Duft von Kaminholz in der Luft, Herbst pur.
Dann kam der Moment, der diese Tour besonders machte: Ich wollte ein paar Fotos meiner neuen Satteltasche – der „Arschrakete“ – machen und fuhr dafür ein kurzes Stück über eine scheinbar harmlose Wiese, um am Waldrand den besten Blick zu erwischen. Kaum angehalten, tauchte ein Jäger auf. Kein grimmiger Mahner, sondern ein freundlich nickender Mann mit wachen Augen.
Er erklärte mir ruhig, dass das Betreten von bewirtschafteten Wiesen verboten ist – nicht aus Prinzipienreiterei, sondern weil dort Wildäcker und Futterflächen geschont werden müssen. Theoretisch könne so etwas sogar ein Bußgeld nach sich ziehen. Wir kamen ins Gespräch – über Jagd, Waldrecht, das Miteinander von Radfahrern und Landnutzern. Und irgendwie landeten wir sogar beim Thema Ernährung: ein kurzer, spannender Austausch über die vegane Lebensweise und wie sich Ethik, Umwelt und Naturgenuss verbinden lassen. Keine Predigten, keine Fronten – einfach zwei Menschen, die für ihre jeweiligen Leidenschaften brennen. Nach dem Gespräch schob ich das Rad ein Stück und fuhr weiter, jetzt mit einem wachen Blick dafür, wo der Weg verläuft – und wo er eben nicht hinführt. Der Rest der Tour führte mich durch bunte Wälder, in denen das Licht golden durch die Kronen fiel.
Über Pfaffenhofen an der Roth ging’s weiter nach Nersingen und Burlafingen, am kleinen See vorbei, wo das Wasser still und dunkel unter den ersten Nebelschleiern lag.
Über das Stauwerk an der Donau wechselte ich die Seite, kämpfte mich die Böfinger Halde hoch und genoss diesen letzten kleinen Anstieg, der im Herbstlaub fast poetisch wirkte. Von dort rollte ich gemütlich zurück Richtung Ulm, die Donau entlang, bis wieder das vertraute Schild des Illerradwegs auftauchte. Eine perfekte Sonntagsrunde – kurz vor dem Mittagessen, mit warmen Fingern, leichten Beinen und einem Kopf voller frischer Gedanken.
Tour-Info
Datum: 19. Oktober 2025
Distanz: 65,6 km
Fahrzeit: 2:37 h
Höhenmeter: 350 m
Temperatur: Ø 8 °C
Untergrund: 45 % Schotter/Wald, Rest Radwege & Straßen
Route: Ulm – Iller – Vöhringen – Senden – Wullenstetten – Wizighausen – Pfaffenhofen – Nersingen – Burlafingen – Donau – Böfinger Halde – Ulm
Gedanke zum Tag
Es ist leicht, in der Natur Fehler zu machen, ohne es zu wollen. Aber Begegnungen wie die heute erinnern daran, dass Respekt und Rücksicht genauso zur Gravelkultur gehören wie Kette rechts. Man kann Abenteuer suchen – und trotzdem achtsam bleiben.
Fazit
Eine herbstliche Ulmer Sonntagsrunde mit Charakter: wenig Verkehr, viel Atmosphäre und einer lehrreichen Begegnung mitten im Wald. Und ja – die „Arschrakete“ hat sich bewährt.